Tinnitus: Was tun gegen den Dauerton im Ohr?
Ablenken, Maskieren, Retraining – die besten Strategien gegen quälende Ohrgeräusche
Wer es schon einmal hatte, wird beim Thema Tinnitus hellhörig. Oft sind monatelang Ohrgeräusche da. Wenn die Klingeltöne losgehen, ist man schnell am Boden zerstört. Wir sind sehr geräuschempfindlich und der kleine Mann im Ohr lässt einen nicht mehr zur Ruhe kommen. Was war der Auslöser? Zuviel Arbeit, wenig Schlaf? Stress ist häufig der Auslöser für ein Ohrgeräusch.
Inhaltsverzeichnis
Tinnitus – was ist das?
Ein Tinnitus (von lat. tinnire = klingeln) ist ein Ohrgeräusch ohne externe oder körpereigene Schallquellen. Nichts tönt also und dennoch hört man ein deutliches Geräusch. Das liegt laut jüngerer Forschung an Störungen im Innenohr und/oder im zentralen Nervensystem. Es sind also Phantomgeräusche.
Wenn der Tinnitus länger als drei Monate andauert, spricht man von einem chronischen Tinnitus. In der Regel ist der Tinnitus kein Hinweis auf eine weitere Erkrankung, sondern er ist selbst das Problem.
Tinnitus kann zu weiteren Störungen führen
Insbesondere wenn die Ohrgeräusche als sehr störend und laut empfunden werden, kommt es schnell zu psychischen Störungen wie zum Beispiel zu Schlafproblemen, einer Depression oder auch zu einer Angststörung. Wenn derartige Probleme auftreten, sollten sie mitbehandelt werden. Oft bessert sich dann auch das Ohrgeräusch.
Tinnitus-Diagnose – muss man zum Arzt?
Nur ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt kann beurteilen, ob der Tinnitus tatsächlich nervös bedingt ist oder ob ein medizinisches Problem dahintersteckt. Etwa eine Herz- oder Kreislauferkrankung oder eine Erkrankung des Innenohres, bei denen oft auch Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen auftreten.
Der Arzt wird einen Hörtest durchführen, um zu sehen, ob das Gehör beeinträchtigt ist, und natürlich die Ohren gründlich untersuchen. Manche Ärzte und Kliniken führen auch Infusionen durch – obwohl diese eigentlich nur bei einem Hörsturz oder einer Schädigung des Innenohrs angezeigt sind.
Diese Untersuchungen kommen auf Sie zu:
- Körperliche Untersuchung des Ohrs
- Neurologische Untersuchung des Gehörs
- Bestimmung der Lautstärke und Beschaffenheit des Ohrgeräuschs
- Hörtest
- Prüfung von Halswirbelsäule, Gebiss und Kiefer (beim Orthopäden und Zahnarzt)
Wie wird ein Tinnitus behandelt?
Der erste Schritt ist zu akzeptieren, dass man den Tinnitus nicht wegtherapieren, sondern „nur“ überhören lernen kann. Mediziner nennen das eine kognitive Desensibilisierung. Betroffene lernen, die Ohrgeräusche anfangs nicht mehr so deutlich und irgendwann gar nicht mehr wahrzunehmen. Man gewöhnt sich an sie (Habituation).
Sie können sich aber auch mit Ihrer Lieblingsmusik berieseln lassen. Der Fachbegriff für das Überlagern des Tinnitus mit anderen Geräuschen ist „Maskierung“. Tagsüber kann man sich von schönen Dingen ablenken lassen. Helfen kann auch das Erlernen von Entspannungsmethoden. Auch eine psychotherapeutische Begleitung kann sinnvoll sein.
Sollte der Tinnitus zahnärztliche Ursachen haben (z. B. weil Sie nachts Knirschen), kann eine Aufbiss-Schiene helfen, die üblicherweise im Schlaf getragen wird. Sie verringert den Druck auf die Kiefergelenke, welche nah am Ohr liegen und so zum Tinnitus beitragen können.
Was ist eine Retraining-Therapie?
Vielversprechend klingt die Retraining-Therapie. Sie stammt aus dem angelsächsischen Raum und arbeitet ebenfalls mit einer Art Maskierung. Dabei wird das eigene Ohrgeräusch durch künstliche Geräusche gleichsam überdeckt. Neueste Studien zeigen aber, dass akustische Maßnahmen (Rauschgenerator, Hörgeräte, Sound Therapy) nur dann Sinn machen, wenn sie von einer Verhaltenstherapie begleitet werden.
Selbsthilfe beim Tinnitus
Am besten findet man seinen eigenen Weg, um mit einem Tinnitus zurechtzukommen. Nehmen Sie ihn als Warnsignal, dass in Ihrem Leben zu viel Stress ist. Stellen Sie also Ihr Leben um, bevor der Körper zu radikaleren Maßnahmen greift. Ein Tinnitus ist meist harmlos, ein Hörsturz ist es weniger und ein Herzinfarkt gar nicht mehr. Achten Sie auf sich selbst und starten Sie in jedem Fall eine Entspannungstechnik.
- Die Tinnitus Liga bietet Information und Gelegenheit zum Austausch.
- Waldspaziergänge, Schwimmen und Radtouren lenken von Ohrgeräuschen ab und tun auch sonst gut.
Hörgeräte, Mittelohrimplantate, Audiotherapie – was bringen sie?
All diese komplizierten Verfahren sind bis heute nicht überzeugend. Halten Sie sich an alltagstaugliche Verfahren und vertrauen Sie
vor allem auf eines: auf die Gewöhnung. Man kann sich tatsächlich an ein nerviges Ohrgeräusch gewöhnen. Und je vertrauter es wird, desto leiser erscheint es.